New York, Paris, Bonn
Jeder kennt das Weltkulturerbe der Unesco. Die Organisation hat aber mehr Aufgaben. Was kommunizieren Sie für die Unesco in Deutschland?
Das Mandat der Unesco reicht von der Bildung über die Kultur bis hin zur Wissenschaft und letztendlich zu Fragen der Digitalisierung. All die Themen, die sich dahinter verbergen, kommunizieren mein Team und ich. Das ist beispielsweise das Welterbe, genauso auch die Unesco Geoparks, also unser geologisches Erbe. Im Themenfeld der Digitalisierung ist ein junges Beispiel das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, bei dem wir darauf hingewiesen haben, dass es im Hinblick auf Meinungsfreiheit eine ganze Reihe offener Fragen gibt, die bei diesem Gesetz noch eines genauen Blickes bedürfen.
Warum haben Sie sich 1999 für ein Studium der Medienwissenschaft in Trier entschieden?
1999 war die Medienwissenschaft nicht so verbreitet wie heute. Mich hat der spezielle Fokus der Medienwissenschaft in Trier, nämlich die Kombination aus wissenschaftlichen und praxisnahen Arbeiten gereizt. Auch die Tatsache, dass der Studiengang so klein war – ich glaube wir waren damals 17 Studierende –, fande ich gut. Das war eine sehr priviligierte Situation in so kleinem Kreise Wissen zu erwerben und auszutauschen.
Was hat Ihnen am Studium gefallen?
Das Studium hat mich gelehrt, wie ich mich kritisch mit Quellen und Texten auseinandersetze, wie ich überhaupt wissenschaftlich arbeite und wie ich analytische Fähigkeiten, die für den weiteren Berufsweg relevant sind, erwerben kann. Die medienpraktischen Übungen haben mich besonders begeistert. Die haben mir unglaublich viele Kompetenzen wie Fotographie, Texten und Sprechen für Fernsehnachrichten, vermittelt. Hautnah mit Experten aus der Praxis zu arbeiten, fand ich besonders toll und das zeichnete den Studiengang aus.
Noch während des Studiums haben Sie ein Praktikum bei der UN in New York gemacht – wie kam das zustande?
Das war etwa 2001, 2002. Ich glaube, es war ein Zeitungsartikel über Praktikumsmöglichkeiten am UN-Hauptsitz, den ich gelesen hatte und habe mir gedacht: Ich versuche mein Glück. Es hat erfreulicherweise geklappt und ich bin in eine sehr spannende Abteilung
gekommen, wo ich 20 Journalisten aus Entwicklungsländer sechs Wochen begleitet habe. Sie waren dort, um die UN und ihre Funktionsweise kennenzulernen und das reichte über Vorträge vom Feuerwehrmann in der UN, der erläutert hat wie ein Gebäude gesichert wird bis zu einem Gespräch mit Kofi Annan.
Ihr weiterer Weg war sehr mit den Vereinten Nationen verwoben. Welche Station kam nach dem Studium?
Nach dem Studium habe ich begonnen, bei der Unesco in Paris zu arbeiten. Es tagte damals der zweite Weltgipfel der Informationsgesellschaft, wo es um Fragen der Internetkommunikation und um die Regulierung des Internets ging. Da konnte ich ein bisschen an das anknüpfen, was ich aus dem Studium gelernt hatte. Das Ganze verlief über das Carlo-Schmid-Stipendium. Das fördert junge Nachwuchskräfte, die Führungspositionen in internationalen Organisationen übernehmen sollen. Darauf habe ich mich beworben und wurde genommen.
Die Unesco als zwischenstaatliche Organisation ist natürlich sehr politisch. Wie sieht Kommunikation von Ihnen mit der Bundesregierung aus?
Ein Teil unseres offiziellen Mandates ist die Beratung der Bundesregierung und Länder in allen Unesco-Themen. Wir sind ein privatrechtlich organisierter Verein mit bis zu 114 Mitgliedern. Eine ganze Reihe dieser Mitglieder sind Vertreter der Bundesregierung und der Länder. Das heißt hier erfolgt ein besonders enger Austausch zu Themen, die zum einen Deutschland bei der Unesco im multilateralen Forum vertreten möchte, zum zweiten aber auch zu Themen, die die Unesco auf die Tagesordnung hebt, die in Deutschland umgesetzt werden sollen.
Durch kriegerische Konflikte hat die Unesco in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit bekommen. Was bedeutet das für Sie?
Insbesondere die Zerstörung von Palmyra im Jahr 2015 hat uns ganz stark beeinflusst. Da haben wir gesehen, dass das eine sehr große Medienresonanz erfahren hat und das Unesco-Welterbe-Programm gewissermaßen seinem eigenen Erfolg zum Opfer gefallen ist. Die weltweite Bekanntheit hat leider dazu führt, dass die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Stätten so groß ist, dass Extremisten und Terroristen sich genau diese Ziele auswählen, um sie zu attackieren. Das sind keine Attacken ausschließlich auf das Monument, sondern auch im übertragenen Sinne auf die Kultur und Identität der Menschen vor Ort.