Von Zeitgeist,
modernem Feminismus
und digitalem Journalismus

Journalist werden ist für viele Medienwissenschaftler das Ziel nach dem Uniabschluss - doch eine Karriere in der Medienwelt muss nicht in einem staubigen Büro einer Lokalzeitung enden. Anna Weilberg zeigt, dass es auch anders geht. Im Gespräch mit uns erzählte sie, wie sie es von der Uni über etablierte Verlage bis hin zur selbstständigen Journalistin und Gründerin geschafft hat.

Eine journalistische Karriere – diesen Wunsch verfolgen etliche junge Menschen und auch viele Studierende des Faches Medienwissenschaft. Doch zu diesem Ziel führen die unterschiedlichsten Wege. Denn im Gegensatz zu einem Mediziner, der einzig und allein durch ein klassisches Medizinstudium zu seinem Beruf gelangt, ist eine journalistische Karriere auf vielfältige Weise zu erreichen. Ob Plan A, B oder C – entscheidend ist „die eigene Motivation und der Wille, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen“ sagt Anna Weilberg, Magisterabsolventin der Medienwissenschaft der Uni Trier. Sie selbst ist genau so verfahren und hat sich ihren Weg durch den „Journalismusdschungel“ erfolgreich und auf ihre ganz eigene Art gebahnt.

 

Die Liebe zur Kommunikation und zum „Geschichtenerzählen“ hat Weilberg in ihrer Entscheidung für die Medienwissenschaft geleitet. Neben der Heimatnähe sprach auch ein attraktives Nebenfach für Trier – die Japanologie.

 

 

 

 

 

 

 

 

Interessensorientiert, wie sie auch heute noch ist, trifft wohl das Credo „Mehr ist mehr“ in Bezug auf ihre Studienzeit voll ins Schwarze. In den Semesterferien und in ihrer Freizeit den beruflichen Praxisbezug immer im Blick wollte Weilberg auch auf dem Campus das gesamte Spektrum auskosten.
Ob zusätzliche „einfach interessante“ Kurse oder das Angebot, neue Sprachen zu lernen – sie ist nach dem

Motto „Mitnehmen was geht“ verfahren. Besonders die Freiheit, sich bei der ganzen Vielfalt der Medienwissenschaft auf eigene Präferenzen zu fokussieren, gefiel ihr im Studium.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihre Favoriten waren eindeutig Kurse, die neben der theoretischen Vermittlung von Wissen eine Brücke zur Praxis schlugen. Mithilfe eines Online-Kurses lernte sie so beispielsweise das Handwerkzeug zur Blogführung, das sie für den digitalen Webauftritt begeisterte.
Bereits ihre Magisterarbeit zum Thema Modeblogs – Revolution im Modejournalismus? schrieb Anna Weilberg als Diplomandin bei einem großen Medienunternehmen, im Media Innovation Lab des Burda-Verlags, zu dem sie schon durch ein Praktikum in der ELLE-Redaktion und eine anschließende freie Mitarbeit Kontakt geknüpft hatte. Ihre erste Stelle nach dem Abschluss fand sie bei PAGE, einer Fachzeitschrift für Mediengestaltung des Ebner Verlags in Hamburg. Drei Jahre in der verhältnismäßig kleineren Redaktion riefen nach neuen Herausforderungen: Weilberg wechselte als Online-Redakteurin zur Frauenzeitschrift Brigitte, die im Verlag Gruner+Jahr erscheint. Der Traum vom „eigenen Ding machen“ ergab sich in dieser Zeit durch einen glücklichen Zufall: „Mit meinen zwei Freundinnen Lisa van Houtem und Katharina Charpian, die ebenfalls bei Gruner+Jahr arbeiteten, entstand die Idee, etwas Eigenes im Online-Bereich zu machen. Wir sahen da noch Luft nach oben und haben es dann einfach gemacht.“

Zu studieren, worauf man Lust hat, betrachtet Anna Weilberg als ein großes Privileg.

Vielfalt im Studium sei hilfreich um persönliche Stärken zu entdecken, so Weilberg.

Anna Weilberg (links) bei einer ihrer häufigsten – und liebsten – Beschäftigungen: Dem Interview.

Ende 2014 lagen die Schlagworte Girlpower und Female Empowerment gerade erst in der Luft, bevor sie sich in den darauffolgenden Jahren zu Trendthemen der heutigen Generation entwickelten – und die Vision der

 

 

 

 

 

 

 

 

drei Freundinnen wurde konkreter: Eine Medienmarke für „Girlpower“ sollte geschaffen werden. Frauen sowohl neue, gute Vorbilder zu geben als auch starke Frauen zu vernetzen, das war und ist nach wie vor das Ziel: „Wir porträtieren inspirierende Frauen, von der Anwältin über die Aktivistin bis zur Bloggerin. Femtastics bietet Zeitgeist und eine neue Community für Frauen.“ Mit der festen Überzeugung, dass jede Frau (und auch jeder

Mann) Feministin (beziehungsweise Feminist) sein sollte – im Sinne einer Akzeptanz von Frauen aller Facetten, wie sie sind und wie sie ihr Leben gestalten – entstand ihr Online-Magazin femtastics: „Frauen interessieren sich nämlich nicht nur für die fünf Themen, die in jeder Frauenzeitschrift vorherrschend sind. Man kann feministisch aktiv, politisch interessiert sein und trotzdem Spaß an Mode und Lifestyle haben. Das ist kein Widerspruch.“

 

Auch in den nächsten Jahren wird es nicht ruhiger um Anna Weilberg. Gerade ist femtastics in ein neues Büro umgezogen und der Aufbau eines Teams aus freien Mitarbeitern ist in vollem Gange. Gemeinsam mit ihren beiden femtastics-Mitgründerinnen plant sie, die Medienmarke Tastics Media langfristig zu festigen und weiter auszubauen. Der Start eines weiteren Online-Magazins am 5. Februar 2018 ist vorerst also nur der Anfang.

Wer sein eigenes Ding startet darf nicht zu viel darüber nachdenken, sonst werden die Zweifel zu groß, findet Weilberg.