Joachim Blum
Herr Blum, Sie sind mittlerweile schon 20 Jahre in der Trierer Medienwissenschaft tätig. Wie kam es dazu?
Durch den persönlichen Kontakt mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen Hans-Jürgen Bucher.
Welche Veranstaltungen haben Sie seitdem geleitet?
Alle Veranstaltungen bekomme ich nicht mehr rekonstruiert. In den ersten Jahren waren es überwiegend praxisorientierte Veranstaltungen: Vom journalistischen Schreiben und Produzieren bis hin zur Erarbeitung einer Themenseite für eine fiktive Zeitung im Original-Layout. In den vergangenen zehn Jahren als Honorarprofessor waren es überwiegend Hauptseminare zum Themenkomplex „Digitale Transformation des Journalismus“.
Wie würden Sie die Trierer Medienwissenschaft beschreiben?
Die Trierer Medienwissenschaft hat sich schnell einen guten Ruf in der Medienbranche erarbeitet. Zu diesem ausgesprochen positiven Image haben unter anderem die innovativen Rezeptionsforschungen im Blickaufzeichnungslabor gesorgt, aber auch die zahlreichen qualifizierten Absolventen, die in
Medienunternehmen erfolgreich wurden.
Welche Veränderungen hat die Trierer Medienwissenschaft in den letzten 20 Jahren vollzogen?
Von meinem Gefühl her hat sich die Trierer Medienwissenschaft insbesondere in den ersten zehn Jahren sehr dynamisch entwickelt und ein hohes Niveau erreicht – in mehrerer Hinsicht: Das Lehrangebot ist ständig besser geworden, ebenso die Praxisorientierung, aber auch das Forschungsniveau in zahlreichen Projekten. Im zweiten Jahrzehnt ist dieses Profil solide weiterentwickelt worden, so dass der Ruf des Faches heute so positiv ist – jedenfalls in so einigen Medienunternehmen, die ich kenne.
Haben sich die Studierenden innerhalb der letzten 20 Jahre verändert?
Ja, sicherlich, aber das ist schwer zu beschreiben. Die Studierenden der ersten Generationen waren lebendiger in Bezug auf die Diskussionsbereitschaft, seit einigen Jahren wirken die Studierenden auf mich zielgerichteter und rezeptiver. Das ist aber nicht nur typisch für Studierende und eigentlich auch gar kein Problem. Manchmal würde ich mir schon ein wenig mehr Lebendigkeit in den Seminaren wünschen.
Was raten Sie Studierenden für deren eigene berufliche Karriere?
Kurz beantwortet rate ich ihnen, sich noch im Studium mit Projektmanagement zu beschäftigen, weil das in Medienunternehmen und der Branche noch völlig unterrepräsentiert ist, aber dringend benötigt wird. Also sollte ein Absolvent das möglichst mit in den Beruf mitnehmen. Wer sich vorstellen kann, in den Bereich Digitale Medien zu gehen und auch redaktionell bzw. produktorientiert arbeiten will, sollte sich mit HTML-Programmierung beschäftigen. Das heißt nicht, dass man ein Nerd werden soll, aber man sollte es durchdrungen haben.
Welche Zukunftsperspektive sehen Sie für das Fach Medienwissenschaft in Trier?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wenn jedoch wie zuletzt statt drei Professuren in Zukunft nur noch zwei Professuren besetzt werden, ist das nicht gut. Dafür
halte ich die Ausrichtung der beiden neuen Professuren aber für grundsätzlich gut und chancenreich für eine
positive Perspektive.
Eigentlich sind Sie Medienberater. Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Das ist die schwerste Frage, weil ich keinen Alltag habe, sondern ständig wechselnde Auftraggeber und Aufgabenstellungen tätig bin – überwiegend in Deutschland und Europa, aber auch in arabischen Ländern oder Indien. Ich reise sehr viel zu Medienunternehmen und arbeite dort mit den Redaktionen intensiv an der digitalen Transformation und Weiterentwicklung. Einerseits bin ich klassischer Berater und arbeite in Projekten, wirke aber auch als Trainer der Journalisten in praxisorientierten Weiterbildungsseminaren, an denen bereits mehr als 1500 Redakteurinnen und Redakteure teilgenommen haben. Insofern ist mein Alltag ausgesprochen abwechslungsreich.
Vielen Dank, Herr Blum.